Als Eliud Kipchoge 2017 in Berlin an den Start ging, um den Weltrekord zu brechen, saß ich am Fernseher und mein Wunsch wurde so stark, wieder einen Marathon zu laufen, dass ich mit der Teilnahme am Losverfahren den ersten Schritt wagte. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt verletzungsbedingt zwar nicht mehr als 10 km laufen, aber was konnte schon passieren? Werde ich ausgelost und kann nicht laufen, dann ist das Geld weg. Geht es mir besser, dann heißt es: trainieren, trainieren, trainieren!
Das Losglück meinte es gut mit mir und bis zum Sommer hatte ich auch meine Beschwerden im Griff. Und so kams, dass ich Ende Juni endlich verspätet ins Training einsteigen konnte.
Der tolle Sommer machte aus mir eine Morgendämmerungsläuferin und die ersten langen Läufe setzten mir ordentlich zu, doch von Woche zu Woche fiel mir das Training wieder leichter.
Freitags gings dann ab nach Berlin, am alten Flughafen Tempelhof gab es die Startunterlagen. Samstags verbrachten wir einen entspannten Tag in der Stadt und ich konnte schon die Marathonluft atmen, überall konnte man Läufer erkennen, da allen Startern ein Armbändchen verpasst wurde.
Meine Freude war riesig und die Aufregung legte sich zunehmend – sehr ungewöhnlich für mich.
Am 16. September war es dann soweit, nach 3 Jahren Abstinenz und pünktlich zu meinem Marathon Jubiläum (vor 20 Jahren bin ich meinen ersten Marathon in Frankfurt gelaufen), durfte ich wieder an den Start!
Der Weg dorthin war Gänsehaut pur, von allen Seiten strömten Läufer aus allen Kontinenten. Die Stimmung im Startblock war super, viele verewigten sich noch mit einem Selfie und die Sonne verwöhnte uns Wartende. Ich zog es vor, ein Schattenplätzchen zu suchen, da ich die Sonne zum Laufen nicht so gerne habe.
10 Minuten nach dem ersten Startschuss wurde dann unser Startblock gestartet. Bei über 44.000 Läufern sind dies dann trotzdem jede Menge Leute, sodass ich erst nach weiteren 8 Minuten die Startlinie überqueren konnte.
Doch dann lief es gleich rund, die Straße des 17. Juni ist ja ewig breit. Stockend wurde es dann beim ersten Abbiegen, aber das war nicht weiter schlimm.
Ich war von Anfang an begeistert dabei zu sein, meine Freude war unübersehbar.
Besonders schön waren natürlich die Momente, als ich meinen privaten „Fanclub“ Maren (die die Logistik zum Anfeuern ausgeklügelt hatte) und Jürgen bei den verabredeten Punkten sah, manchmal, bevor sie mich entdecken konnten.
Da der Startbereich um den Tiergarten komplett abgeriegelt war, konnten die beiden im Hotel noch gemütlich frühstücken, um mich dann erstmals bei km 8 nur 200m vom Hotel anzufeuern.
Nach 1:53:25 war der erste Halbmarathon geschafft. Von Anfang war ich sehr zuversichtlich, wohl wissend, dass die zweite Hälfte schwerer wird.
Irgendwann rief uns ein Typ über Megaphon zu, dass Kipchoge den Weltrekord geknackt hat, das hat mich gleich nochmal richtig gepuscht.
Zwischen km 35 bis 40 verlor ich dann etwas Zeit, aber mein Ziel, unter 4 Stunden zu bleiben, war nie gefährdet. Überglücklich und so dankbar, dabei gewesen zu sein, überquerte ich dann nach 3:50:22 die Ziellinie.
Zahlen und Fakten:
44.389 Läuferinnen und Läufer waren am Start, davon kamen
40.815 Läuferinnen und Läufer ins Ziel
28.475 Läufer und
12.340 Läuferinnen (davon lief ich die 1.902 schnellste Zeit),
in der AK W55 waren 736 Frauen am Start und ich konnte den 50. Platz ergattern, auf den ich auch stolz bin.
2:01:39 – das ist die Zeit des neuen Weltrekords, aufgestellt durch Eliud Kipchoge….
… und ich war dabei!!