Zu Gast im Herzen des Odenwalds – zu Gast bei Freunden (so die Überschrift eines Berichts über den Lauf in 2013)
Die Vorbereitung für den RheinEnergieMarathon Köln läuft und mein Trainingsplan rief nach einem 10km Test-Wettkampf.
Nur zu dumm, dass am Wochenende in greifbarer Nähe keine Laufveranstaltung stattfand.
Auf der Suche im Internet stieß ich auf den 19. Güttersbacher Volkslauf und je mehr ich darüber las, desto neugieriger wurde ich:
Ein Lauf, in einem Ort mit gerade mal 500 Einwohner, an dem ebenso viele Läufer teilnehmen, das muss was Besonderes sein – und davon konnte ich mich am Samstagnachmittag selbst überzeugen.
Schon vom Ortseingang an parkten PKWs mit Kennzeichnen von Freiburg bis Frankfurt und an der Feuerwehrhalle war der Trubel im vollen Gange.
Der Veranstalter interviewte gerade die ehemalige Weltklasse-Marathonläuferin Katrin Dörre-Heinig, die im nahen Erbach wohnt und die mehrfache deutsche Meisterin Petra Wassiluk, welche heute über die 10,5km Distanz an den Start ging.
Da in den Berichten immer das Streckenprofil bzw die Höhenmeter thematisiert wurde, wollte ich vorher einen Teil der Strecke ab gehen, um mich innerlich schon mit der Herausforderung anzufreunden.
Hier war schon auffällig, wie freundlich die mir allesamt unbekannten Läufer waren. Durch viele kurze, nette Kontakte kam ich erheblich schlauer zurück an der Start.
Um 17:00 Uhr wurden dann der 10,5 km Lauf gestartet, bevor im Anschluss Staffeln, Halbmarathonläufer und Walker auf die Strecke durch den Odenwald geschickt wurden. Nicht ohne die eindringliche Warnung an alle Neuen, es langsam anzugehen, da die Steigungen es in sich haben.
Die 10,5km Strecke bestand aus einer 7km Runde, die knapp 4km bergauf und 3km bergab ging und einer zweiten 3,5km langen – gekürzten – Runde.
Im gemässigten Tempo reihte ich mich in die Läuferschar und versuchte das für mich passende Tempo zu finden, nach einem guten Kilometer hatten wir den Wald erreicht und weiter ging es auf Wald- bzw Feldwegen. Nach circa 2km hatte ich mein Tempo gefunden und fing an, erste Läufer zu überholen. Dies spornte mich unwahrscheinlich an, sodass ich den weiteren Anstieg gut hinter mich brachte. Im Wald waren zwei Verpflegungsstationen platziert, die Angesichts der Wetterlage stark frequentiert wurden. Wasser wurde in richtigen Pappbechern von freundlichen Helfern angereicht – da könnte sich so mancher Laufveranstalter was abschauen!
Den Weg hinunter durchs Ziel in die 2. Runde konnte ich es so richtig laufen lassen und voller Begeisterung nahm ich gerne die Erfrischung durch die aufgebauten Duschen mit. Der zweite Anstieg war dann allerdings sehr hart, ich gönnte mir an den steilsten Stellen zwei Gehpausen, denn das schnelle Abwärtslaufen hatte auch ganz schön Körner gekostet. Da kam eine Staffelläuferin vorbei und gab mir ihren Schwamm mit den Worten „nimm ihn, ich brauche ihn nicht, ich hab ja gerade erst angefangen“.
Das war so nett und der Schwamm war mir eine große Hilfe. Erfrischt ging es weiter hinauf und dann einen Trail entlang, bevor es endgültig ins Ziel ging.
Schon lange bevor ich dieses erreicht hatte, hatten die Endorphine bei mir zu geschlagen. Selten habe ich mich so über einen Zieleinlauf gefreut.
Perfekt wurde diese Freude, als ich in der sehr schnell veröffentlichten Ergebnisliste entdeckte, dass ich trotz der großen Konkurrenz als zehnte Frau und 2. W50 das Ziel erreicht hatte – auch mit meiner Zeit von 51:59 Minuten war ich sehr zufrieden.
Den bei den Frauen erhofften Streckenrekord durch Petra Wassiluk gab es allerdings nicht, sie musste sich ihrer Vereinskameradin Sigrid Grygosch um wenige Sekunden geschlagen geben.
Danach konnte man im Freibad duschen und baden, auch für die Partner der Läufer wäre der Eintritt frei gewesen (nächstes Mal lese ich die Ausschreibung besser durch).
Direkt neben dem Ziel war für das leibliche Wohl gesorgt, so dass wir den Einlauf der langsameren Halbmarathon-Läufer beobachten konnten und dabei mit so manchem Laufverrückten ins Gespräch kamen.
Nachdem der letzte Läufer im Ziel war, gings um 20:00 Uhr los mit der Siegerehrung und ich durfte mich nicht nur über einen Pokal freuen, sondern auch über gute Hausmannkost: ein kleines Brot, ein Odenwälder Handkäs und ein Apfelwein – das war ein super Preis.
Der Güttersbacher Volkslauf ist ein Phänomen – super organisiert – familiär und eine Herausforderung. Genügend Gründe um wieder zu kommen!
Bericht von Stefanie Kölpin