Nach dem Puls 300 und dem Stundenlauf in Lauda hat Corona unser Leben auf den Kopf gestellt und zunächst auch den kompletten Sportbetrieb auf „0“ runter gefahren.
Mein Plan, zu meinem 60. Geburtstag den 14. Marathon zu laufen, schwand mit jeder weiteren Laufabsage. Nachdem aber dann doch wieder kleinere Laufveranstaltungen auch in der Region unter Corona-Auflagen stattfinden konnten, erweiterte ich meinen Suchradius und mit Interesse stellte ich fest, dass in Wien schon im August ein realer Lauf ausgetragen wurde und im Oktober ein Marathon stattfinden sollte, auf nahezu der Strecke, auf der der weltbeste Marathonläufer Eliud Kipchoge im vergangenen Jahr das Projekt: „Marathon sub 2 Stunden“ erfolgreich beenden konnte.
In einem Telefonat waren die Organisatoren des LCC Wien sehr optimistisch, dass der Herbstmarathon – mit kleinem Teilnehmerfeld und weiteren Auflagen – genehmigt wird.
Das war für mich der Startschuss zum Training! Die Herausforderungen waren doch sehr ungewöhnlich – wenige Teilnehmer, Lauf auf einer 7km Runde (6x zu laufen).
Alleine laufen bin ich gewohnt – das Runden laufen baute ich von Anfang an in mein Training ein und drehte davon viele im Schönert.
Alles lief gut, bis dann im September die Corona-Zahlen stiegen und Wien plötzlich zum Risikogebiet wurde.
Die 4-tägige Reise wurde abgesagt, weiter trainiert und abgewartet.
Am Mittwoch vor dem Lauf dann die Entscheidung: wir fahren, halten uns aber nur weniger als 48 Stunden in Wien auf und versuchen Kontakte zu minimieren. Am Samstagmittag erreichten wir Wien und besichtigten die Hauptallee am Prater. Neben Joggern und Spaziergängern belebten auch Radfahrer die Strecke und die Nebenwege, Einsamkeit war also nicht zu erwarten.
Sonntagmorgens gab´s Frühstück in unserem Apartment, mit von der Partie: leckerer Külsheimer Honig von Uli und Uwe.
Um 8 Uhr konnten wir dann mit unserem Auto bis 50m neben den Start fahren, so bequem hatten wir es noch nie!
Das Wetter war nahezu ideal: 11°, leider windig, aber der angekündigte Regen blieb aus.
Im Startbereich hatte jeder der nur 100 Läufer eine Markierung auf dem Boden, überholen war hier nicht erlaubt. Im Laufe des Tages folgten noch 2 weitere Starts unter gleichen Bedingungen.
Die Atmosphäre war entspannt und man sah allen die Freude auf einen „richtigen“ Lauf an, wobei ich, wie immer, sehr aufgeregt war.
Nach einem sehr geordneten Start versuchte ich zunächst das richtige Tempo zu finden und am Anfang nicht zu überpesen. Das gelang mir ganz gut und schnell stellte ich fest, dass die Wendepunktstrecke auch Vorteile hatte. Man sah die anderen Läufer, nahm Blickkontakt auf, ein Lächeln, einen Gruß mit der Hand, Anfeuerung für die Ersten.
Auch für Jürgen war die Streckenführung sehr angenehm, kam ich doch 12 mal an ihm vorbei.
Er hatte aber trotzdem ganz schön zu tun: fotografieren, mich mit Gels versorgen, mit Tröte und Rätsche anfeuern – das volle Programm eben.
Runde 3 und somit die Halbmarathon-Marke beendete ich nach 1:53:03 Stunden – alleine. Hatte ich in den ersten 3 Runden noch einen Mann vor mir, war ich nun komplett auf mich alleine gestellt.
Aber es ging mir so gut, dass ich mir sicher war, dass kein großer Einbruch kommen wird.
So war es dann auch. Nach 5 gleichmäßigen Runden verlor ich auf den letzten 7km nur 1 Minute und erreichte nach 3:47:14 das Ziel.
Diese Zeit hatte ich nicht erwartet und war einfach nur happy, voll Endorphinen, im Ziel!
Als 5. Frau und 1. meiner Altersklasse durfte ich abends dann nochmals zur Siegerehrung kommen und einen fetten Pokal mit nach Hause nehmen.
Diesen Marathon werde ich nicht vergessen – er war besonders, in vielen Gesichtspunkten.
Und ich freue mich schon darauf, mehr von der schönen Stadt Wien zu sehen, wenn die Bedingungen es wieder zulassen.
Wichtig war es uns, auch wenn es nicht gefordert war, dass wir zuhause sicherheitshalber einen Corona Test machen und uns bis zum Ergebnis in freiwillige Quarantäne begeben, da wir niemand in Külsheim gefährden wollten. Die Ergebnisse sind da –> grün = negativ, wie erwartet!
Bericht: Stefanie Kölpin